Die unselbstständige Jugend von heute – Gesellschaftlicher Weckruf

Die unselbstständige Jugend von heute

Ein gesellschaftliches Problem

Neulich hatte ich ein Gespräch, das mich zum Nachdenken gebracht hat. Ein 20-Jähriger rief mich an und fragte, ob ich morgen Zeit hätte, weil ich seine “letzte Rettung” sei. Neugierig fragte ich, worum es geht. Seine Antwort? Er wollte seinen Freund überraschen und brauchte jemanden, der ihn vom Bahnhof Gesundbrunnen nach Lichtenberg fährt. Als ich sagte, dass ich arbeite und keine Zeit habe, schlug er ernsthaft vor, ich könnte mich doch “für einen Tag krankmelden”.

Ich war ehrlich gesagt sprachlos. Ist das die Arbeitsmoral der heutigen Jugend? Krankmelden, nur um einen Freund zu überraschen? Und die Bahn oder ein Uber schienen offenbar keine Option für ihn zu sein. Diese Situation hat mir gezeigt, wie unselbstständig viele junge Menschen geworden sind. Aber wie konnte es dazu kommen? Und was bedeutet das für die Zukunft?

Unsägliche Abhängigkeit von den Eltern

Viele Jugendliche und junge Erwachsene wachsen heute in einer Welt auf, in der alles für sie erledigt wird. Eltern fahren ihre Kinder von A nach B, organisieren ihr Leben und schirmen sie vor jeder Schwierigkeit ab. Aber was passiert, wenn diese Eltern eines Tages nicht mehr da sind? Was machen solche jungen Menschen, wenn sie plötzlich allein klarkommen müssen? Werden sie vor die Hunde gehen, weil sie nie gelernt haben, Probleme selbst zu lösen oder Verantwortung zu übernehmen?

Die Antwort darauf ist erschreckend: Viele von ihnen könnten scheitern. Ohne die stützende Hand der Eltern fehlt ihnen oft die Grundlage, um ein eigenständiges Leben zu führen. Das reicht von banalen Dingen wie der Organisation eines Transports bis hin zu ernsthaften Herausforderungen wie der Bewältigung von finanziellen oder beruflichen Problemen.

Kenntnis von Influencern statt Lebenskompetenzen

Es ist auffällig, dass dieselben jungen Menschen, die nicht wissen, wie sie von einem Ort zum anderen kommen, erstaunlich gut über die neuesten TikTok-Trends oder die Namen von Influencern informiert sind. Sie können dir alles über den Alltag von Social-Media-Stars wie Pamela Reif oder MontanaBlack erzählen, aber wenn es darum geht, einen Behördenbrief zu schreiben oder eine Reise zu planen, herrscht Ratlosigkeit.

Das Problem liegt nicht nur bei den Jugendlichen selbst, sondern auch in der Gesellschaft, die diese Prioritäten fördert. Schulen lehren oft theoretisches Wissen, aber kaum praktische Lebenskompetenzen. Gleichzeitig werden durch soziale Medien Werte wie Selbstdarstellung und Oberflächlichkeit propagiert, während essentielle Fähigkeiten wie Selbstorganisation und Verantwortungsbewusstsein vernachlässigt werden.

Die Arbeitsmoral im Wandel

Eine weitere alarmierende Entwicklung ist der Verfall der Arbeitsmoral. Der Vorschlag, sich krankzumelden, um jemanden privat zu chauffieren, ist ein gutes Beispiel dafür. Viele junge Menschen scheinen nicht mehr zu verstehen, dass Arbeit nicht nur eine Verpflichtung, sondern auch eine Grundlage für ein stabiles Leben ist. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein sind Werte, die heute oft als altmodisch angesehen werden.

Doch wie sollen sie jemals ein unabhängiges Leben führen, wenn diese Werte fehlen? Arbeit ist nicht nur Mittel zum Zweck, sondern auch ein Weg, sich selbst zu definieren und seinen Platz in der Gesellschaft zu finden.

Lösungsansätze für eine selbstständigere Generation

  1. Eltern müssen loslassen lernen: Kinder sollten schon früh lernen, wie sie alltägliche Aufgaben selbst bewältigen. Statt sie zu jedem Termin zu fahren, können Eltern sie ermutigen, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen.
  2. Praktische Lebenskompetenzen lehren: Schulen und Ausbildungsprogramme sollten mehr Wert auf praxisnahe Inhalte legen, wie das Schreiben von Bewerbungen, die Organisation des Alltags oder grundlegende Finanzplanung.
  3. Verantwortungsbewusstsein durch Arbeit: Jugendliche sollten frühzeitig erste Berufserfahrungen sammeln, sei es durch Nebenjobs oder Praktika. So lernen sie, dass Arbeit nicht nur Verpflichtung, sondern auch Erfüllung sein kann.
  4. Digitale Balance schaffen: Die Faszination für Influencer und Social Media ist nicht per se schlecht, aber sie sollte nicht wichtiger sein als die Entwicklung grundlegender Lebensfähigkeiten.

Ein Appell an die Jugend

Es ist nicht zu spät, etwas zu ändern. Jeder kann lernen, selbstständiger zu werden, Verantwortung zu übernehmen und sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen. Es beginnt mit kleinen Schritten: selbst eine Reise organisieren, eigene Entscheidungen treffen und sich der Bedeutung von Arbeit bewusst werden.

Die Welt braucht keine weiteren Menschen, die nur wissen, was der neueste TikTok-Trend ist. Sie braucht Menschen, die ihre Probleme eigenständig lösen können und bereit sind, ihren Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Nur so können wir eine Zukunft schaffen, in der Selbstständigkeit wieder einen hohen Stellenwert hat.

 

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